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Bei der Glaukomvorsorge gilt: Esst mehr Gemüse, Leute!

Boston – Der reichliche Verzehr von grünem Gemüse, Kohl und anderen Nahrungs­mitteln mit hohem Nitrat-Gehalt schützt möglicherweise vor einem Offenwinkelglaukom. Dies zeigenden Ergebnisse einer prospektiven Beobachtungsstudie in JAMA Ophthalmology (2016; doi: 10.1001/jamaophthalmol.2015.5601).

Nitrate sind ein natürlicher Bestandteil von grünem Blattgemüse. In geringerer Menge sind sie auch in Kohl, roter Beete und Kartoffeln enthalten. Nitrate werden im Körper zur Bildung von Stickoxid (NO) benötigt. NO ist nicht nur ein wichtiger Vasodilatator, es ist auch an der Regulierung des Augeninnendrucks beteiligt. Soggenannte NO-Donatoren sind derzeit als Glaukommedikamente in der Entwicklung, weil sie den Augeninnendruck senken und die Drainage über den Schlemm’schen Kanal verbessern.

Es lag deshalb nahe, den Einfluss von Nitrat-haltigen Nahrungsmitteln auf die Erkrankungs­häufigkeit zu untersuchen. Jae Kang vom Brigham & Women’s Hospital in Boston und Mitarbeiter haben hierzu die Daten der Nurses‘ Health Study (63.893 Frauen, Untersuchungszeitraum 1984-2012) und der Health Professionals Follow-up Study (41.094 Männer, 1986-2012) ausgewertet. In beiden Studien wurden die Teilnehmer regelmäßig nach ihren Ernährungsgewohnheiten gefragt. Kang hat daraus die tägliche Nitrataufnahme berechnet.

In beiden Kohorten sind zusammen 1.483 Teilnehmer an einem primären chronischen Offenwinkelglaukom (POAG) erkrankt. Kang kann zeigen, dass die Erkrankungs­häufigkeit mit der Nahrungszufuhr von Nitraten abnimmt. Teilnehmer im obersten Quintil der Nitrataufnahme (etwa 240 mg/die) erkrankten im Vergleich zum Quintil mit der niedrigsten Aufnahme (etwa 80 mg/die) zu 21 Prozent seltener. Das gepoolte multivariable relative Risiko (MVRR) betrug 0,70 und war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,66 bis 0,93 signifikant.

Noch deutlicher war die inverse Assoziation in der Untergruppe von 433 Patienten mit parazentralem Gesichtsfeldausfall. Hier erkrankte das Quintil mit der höchsten Nitrat­zufuhr zu 44 Prozent seltener (MVRR 0,56; 0,40-0,79). Für Patienten mit peripherem Gesichtsfeldausfall wurde kein signifikanter Zusammenhang gefunden (MVRR 0,85; 0,68-1,06). Kang führt die erhöhte Anfälligkeit auf Glaukom mit parazentralem Gesichtsfeldausfall auf die prekären Durchblutungsverhältnisse in der Nähe der Makula zurück, wo die Blutgefäße stärker gebogen sind und deshalb anfälliger für Durchblutungsstörungen seien. © rme/aerzteblatt.de

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